Weihnachtsbräuche aus der Heimat eines Theaterdirektors

Heimat ist vielmals dort wo man sich wohlfühlt, und besonders in der Weihnachtszeit erhält das Wort „Heimat" seine innigste Bedeutung.

Michael Lang, dem Geschäftsführer des Mittelsächsichen Theaters Freiberg, ist die Bergstadt Freiberg inzwischen so etwas wie eine zweite Heimat geworden, denn seit 1996 kämpft er vor allem auf ökonomischer Strecke um Fortbestand und Erhalt der Spielstätte. Seine Wurzeln hat der Diplom Kaufmann jedoch in der Euroregion Nordelsaß, Südpfalz, speziell dem 1000 Seelen- Dorf Frankweiler. Sächsische Städte wie Chemnitz oder Freiberg sind dem geschichtsinterressierten 40-jährigen schon von der Schulzeit her ein Begriff. Geschichtsträchtig ist auch seine heimatliche Gegend, die Südpfalz.

Michael Lang stammt aus einer kleinen Winzerfamilie und so, meint er, sei das Leben dort geprägt. Die Leute sind bodenständig, gelassen und unwahrscheinlich gastfreundlich.

Als Grenzgebiet hat die Südpfalz schon immer Flüchtlinge aufgenommen. Dies spielt natürlich auch für die Weihnachtszeit eine Rolle. Jede der Volksgruppen brachte ihre eigene Kultur mit, und all die vielfältigen Bräuche sorgen bis heute für eine kulturelle Vielfalt.

Dennoch sind viele der Weihnachtsbräuche den Sächsichen ähnlich. Zum Fest gibt es Gans, Ente oder gefüllte Babypute. In dem Land wo neben Wein auch Spargel tonnenweise wächst, ist Spargel fast ein Muß auf der weihnachtlichen Festtafel. Der Stollen, den die Elsässer meist selber backen, erzählte Michael Lang nicht ohne Stolz, sei dem Dresdner ähnlich, und selbst die ausgestochenen Plätzchen erinnern an sächsische Tradition. Selbstgemachter Glühwein gehört in der Südpfalz ebenfalls zum Fest.

Am Vormittag des Heiligabend wird der Baum angeputzt, den ein guter Pfälzer nicht etwa absägt, sondern persönlich mit der Axt schlägt. Um 18 Uhr geht es in die „knallvolle" Kirche, und beim Vorlesen von Weihnachtsgeschichten sowie dem gemeinsamen Singen identifizieren sich die Menschen mit dem Weihnachtsfest. „Das ist dann immer sehr, sehr schön", meint Michael Lang. Krippenspiele, wie im Erzgebirge üblich, kennt man in der Südpfalz nicht. Wieder zu Hause erfolgt das Abendessen, wobei die meisten Schweineländchen mit Kroketten bevorzugen. Bei ganz wenigen kommt auch gefüllter Saumagen mit Sauerkraut auf den Tisch. Danach ist dann die Bescherung, und später wird der Abend mit Glühwein und Stollen beschlossen. Sein diesjähriges Weihnachtsfest will Michael Lang in Frei- berg verbringen. Im Theater läuft ein volles Programm und der begeisterte Thaterfan möchte selbstverständlich dabei sein.

Vom Theateraustausch mit dem tschechischen Stadttheater Most ist der Geschäftsführer hellauf begeistert. Euroregionen kennt er schon vom Elsaß und der Pfalz. Dort habe es seine Generation gepackt, daß die Grenze einfach wegradiert wurde. Auch das Freiberger Ensemble fühlt sich in Böhmen wohl. Irgendwie gleichen sich die Mentalitäten, und die angeborene Gastfreundschaft der tschechischen Kollegen ist der der Pfälzer und Sachsen ähnlich.

Wenn Michael Lang sagt: „Hauptsache wir wollen die Grenzen beseitigen. Doch nur aktive Menschen bewegen was, statische Menschen können nichts bewegen", dann setzt er damit vor allem zum „Fest der Liebe" Akzente. Der deutsch- tschechische Theateraustausch jedenfalls, ist einer der erster Schritte in die zukünftige Richtung.

Ilka RuCK